Hallo,
hier ist Nora. Ich bin 14 und aktuell hier bei uns in der Klinik auf einer psychosomatischen Station wegen einer atypischen Anorexia Nervosa (weil ich noch nicht den 17,5 BMI geknackt habe, aber alle anderen Kriterien erfüllt sind) sowie einer Depression und PTBS.
Ich bin freiwillig hier und grundsätzlich gefällt es mir auch. Es ist jetzt die 4. Woche. Fühle mich schon ganz gut angekommen. Komme auch mit den Mitpatienten klar.
Problem ist nur, dass ich überhaupt nicht weiß wie ich mein Essverhalten wieder verändern kann. Man hat nur 1x die WOche Einzel, der Rest ist Gruppentherapie. Das ist für mich viel zu wenig und in der Gruppe kann ich mich nicht öffnen. Das Ding ist, dass ich innerhalb von 1 Jahr 70 kg ca. abgenommen habe. Jetzt hab ich Angst vorm Zunehmen, Bzw. überhaupt zu essen. Bin im leichten UG. Aber ich weiß nicht, wie ich wieder essen soll. Ich sehe nur Kalorien. Kein Essen. Tracke es und bekomme ab einer gewissen Höhe an Kalorien Panik. Nehme hier beim Wiegen ein bisschen zu - was ja objektiv ok und von denen (und auch mir irgendwie irgendwo) gewollt ist - und bekomme Panik und nehme direkt wieder ab.
Hat jemand irgendwelche Tipps wie man aus diesen Spiralen rauskommt? Wie man das Kalorienzählen aufhört? Wie man essen kann trotz der Ängste und trotz dass man das ganze Fett am Körper die ganze Zeit sieht?
Liebe Grüße
Nora
Hallo Nora,
wie geht es dir inzwischen? Habt ihr die Traumathemen, wie geplant, letzte Woche in Angriff genommen? Und wenn ja, wie geht es dir damit?
Du schreibst, dass die Essenssituation ganz schwierig für dich ist. Das finde ich sehr verständlich. Sicherlich weißt du - vom Kopf her - dass das was die Essstörung sagt, nicht stimmt. Ich bin sicher (oder hoffe zumindest sehr), dass alle Fachkräfte vor Ort (Therapeuten, Pflege, etc.) genug über Essstörungen wissen, dass ihnen bewusst ist, dass da ganz viel im Hintergrund ist und auch wenn es mit dem Essen gut klappen sollte, noch lange nicht einfach "alles wieder gut" ist.
Du schreibst, dass es kein richtiges Konzept gibt, in Bezug auf das Essen. Wenn das etwas ist, was dir helfen würde, könnte das ja vielleicht auch mal Thema in der Therapie sein. Entweder im Einzel für dich persönlich, oder in der Gruppentherapie ganz allgemein. Oder ist da kein Platz für eigene Anregungen und Ideen?
Die Gruppentherapie macht dir zu schaffen, du erlebst sie als stressig und anstrengend. Das stelle ich mir kräftezehrend vor. Gibt es denn auch Positives an der Gruppentherapie? Das Ein oder Andere was du vielleicht aus den Erfahrungen anderer mitnehmen kannst?
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Liebe Grüße,
bke-Ina
Hallo,
danke für eure Antworten und entschuldigt, dass ich so spät schreibe.
Bisher hat sich nicht viel verändert. Ich bin die ganze Zeit am Kalorien zählen und die Essstörung nimmt sich unfassbar viel Raum. Bin mittlerweile auch 300 Gramm unter meinem Auf aufnahmegewicht.die Angst ist beim Essen so riesig. Kann mich nicht überwinden. Und die Essstörung sagt, wenn ich jetzt einfach esse, dann nimmt mich niemand mehr ernst. Dann ist ja alles wieder gut. Und dann werde ich wieder fett, dabei ist mein Körper jetzt schon so unaushaltbar eklig. Ein richtiges Konzept haben die auch nicht. Es war nur die Frage, ob ich Fresubin trinken möchte -> nein. Bisher ist’s aber auch noch im Bereich des gewichtsvertrages gewesen. Aber manche Essprotokollbesprechungen sind auch richtig schlecht. Die eine PED meinte: ich wäre ja noch im oberen UG da wäre das nicht so schlimm, wenn ich mal nicht esse. Sowas nutzt die Essstörung dann immer direkt so krass aus und das ist viel lauter in meinem Kopf als sämtliche logische Arguemente. Wie kann man denn trotzdem essen?
Gruppentherapie stresst mich nach wie vor. Schon allein das Zuhören bei den Themen der anderen ist für mich unfassbar anstrengend.
Im Einzel wollen wir nächste Woche die eigentlichen (Trauma-)Themen beginnen. Habe sie ihm aufgeschrieben und gestern schon ins Büro rein gegeben.
Außerdem hat er einen Brief von meinem Papa. Den wollen wir auch nächste Woche zusammen lesen. Die wollten nicht, dass ich den vor dem Wochenende allein lese bzw. überhaupt vor dem Wochenende.
Hallo Nora :)
Zuerst einmal will ich sagen, dass ich es total mutig finde, dass du hier bist und vor allem dass du dir in der Klinik Hilfe gesucht hast. Es klingt auch so, dass du gesund werden möchtest. Das ist richtig stark. Und der erste Schritt, dass es besser wird.
Ich selber war zehn Monate lange in einer Klinik, wegen Anorexia Nervosa und noch ein paar anderen Sachen. Mir hat es wahnsinnig geholfen.
Das Essverhalten wieder zu normalisieren ist total schwer, aber es ist möglich. Ich kann total verstehen, dass du dich in der Gruppentherapie nicht so gut öffnen kannst, das ging mir ganz genau so. Gibt es auf der Station PEDs (Betreuer) mit denen du reden kannst? Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit denen viel besser und ungezwungener reden kann als mit z.b (Spezial-) Therapeuten.
Ich kann dir nur sagen, lass dir Zeit. Mit jedem Essen, dass du so gut meisterst, wie du eben kannst, mit jedem Gespräch, mit jedem Gramm das du zunimmst und mit jedem kleinen Moment, in dem du das Gefühl hast du kannst dich selber aushalten, wird es besser. Ich weiß, es dauert so lang und man hat das Gefühl, man kommt gar nicht weiter, aber man kommt weiter, ganz sicher.
Mach so gut mit, wie du kannst, das ist die Voraussetzung, dass alles besser wird.
Ich bin mir sicher, dass du das schaffst, so wie ganz viele anderen auch :)
Ich wünsche dir wahnsinnig viel Kraft und Durchhaltevermögen, bleib stark und gibt nicht auf - es lohnt sich zu kämpfen!
Alles alles Liebe,
Bee
Hey Nora,
glaub, du bist neu bei uns im Jugendforum. Dann fühl dich herzlich aufgenommen in unserer Runde. Hast dich bestimmt schon etwas eingelesen ins Forum hier.
Dass du dich in der Klinik so wohl fühlst, finde ich klasse. Damit fällt es dir meist viel leichter dich auf die Themen dort einzulassen. Der Switch vom Einzelgespräch zur Gruppe ist sicher gewöhnungsbedürftig. Doch schau es dir ruhig mal an. Vielleicht kannst du ja zuvor mit der Gruppenleitung vereinbaren, dass du zunächst nicht viel sagen musst. Du entscheidest dann selbst, ob oder wann du etwas beitragen möchtest.
Du hast ja unglaublich viel Gewicht verloren! Das kann ich gut nachvollziehen, dass du die Balance zwischen Essen und Angst noch nicht gefunden hast. In einer Fernsehsendung vor einiger Zeit hat ein Mediziner mal gesagt, dass es noch schwieriger ist, das Wunschgewicht zu halten, als abzunehmen. Welche Tipps hast du denn in der Klinik schon bekommen? Und sind sie hilfreich für dich?
Bin gespannt, was den Usern zu deinem Thema so einfällt!
Denn mal los, traut euch...
LG
bke-Nana